Stress: Wenn alles zu viel wird

Der Begriff Achtsamkeit wird noch viel zu oft belächelt, kritisieren Mediziner. Denn Stress ist längst auch in Ostsachsen einer der Hauptgründe für Krankschreibungen. Aber es gibt Auswege!
Ein Mann hat eine Uhr statt seines Kopfes auf den Schultern und hält diese Uhr so, als hätte er Kopfschmerzen.
Die Zahl der Fehlzeiten durch psychische Probleme und Stress haben sich in den vergangenen zehn Jahren in Sachsen fast verdoppelt. Foto: pixabay.com

Dass es eine Menge Aphorismen und augenzwinkernde Sprüche rund ums Thema Stress gibt, zeigt eigentlich vor allem eines: Stress ist scheinbar längst ein fester Bestandteil des Alltags. So wird Albert Einstein beispielsweise der Spruch zugeschrieben, der Hauptgrund für Stress sei der tägliche Kontakt mit Idioten. Wäre das so, könnte man denen zumindest aus dem Weg gehen. Aber die Hauptgründe dürften wohl aktuell eher an fehlenden Arbeitskräften liegen, deren Aufgaben dann von anderen mit übernommen werden müssen. An Zukunftsängsten mit Blick auf die aktuelle gesellschaftliche Lage. Oder einfach am Medienkonsum, der uns zu sehr ablenkt und uns das Gefühl vermittelt, etwas verpassen zu können, nicht mehr mitreden zu können oder einfach immer und überall erreichbar sein zu müssen.

Stress hat oft schwerwiegende gesundheitliche Folgen

Die Folgen von zu viel Stress und dem falschen Umgang damit sind unter anderem Krankheiten wie der gefährliche Bluthochdruck, das Burn-Out-Syndrom oder Schlafmangel. Nicht ohne Grund kümmern sich auch in Ostsachsen zahlreiche Krankenhäuser mit entsprechenden Angeboten darum, Betroffenen zu helfen. Oder auch vorzubeugen. Am Zentrum für Psychische Gesundheit des Städtischen Klinikums Dresden beispielsweise gehört die sogenannte „Achtsamkeitsbasierte Stress- und Depressionsbewältigung“ zum Behandlungsspektrum. Unter anderem wird hier erlernt, nicht sofort auf Stressauslöser zu reagieren.

Immer erreichbar? Immer online? Wie kommen wir raus aus der Stressfalle? Foto: pixabay.com

Raus aus dem Stress-Automatismus

Bei den unter anderem in Dresden angewandten Methoden geht es dabei um den Ausstieg aus dem „Reiz-Reaktions-Automatismus“. Und überhaupt ist es wichtig, machen Experten deutlich, Wege zu suchen und zu finden, Stress nicht an sich heranzulassen. Auch, wenn das mitunter schwer ist. Yogatechniken können hier beispielsweise ebenso hilfreich sein, wie Mindfulness-Based Stress Reduction (MBSR). Eine Methode, die bereits 1979 von Prof. Dr. Jon Kabat-Zinn an der Universität von Massachusetts entwickelt wurde. Vereinfacht gesagt, geht es um mehr Achtsamkeit im Alltag. Achtsamkeit, sich selbst gegenüber.

Immer mehr Krankschreibungen durch Stress

Wie in einer Schraubzwinge gefangen? Es gibt immer mehr Krankschreibungen in Sachsen, die durch Stress ausgelöst werden. Foto: pixabay.com

Wie wichtig der Ausstieg aus dem Stress ist, zeigen aktuelle Zahlen. Laut Gesundheitsreport der DAK in Sachsen sind die Fehlzeiten in den Unternehmen im Freistaat aufgrund psychischer Erkrankungen in den vergangenen zehn Jahren um 47 Prozent gestiegen. Psychische Erkrankungen wie Depressionen oder Ängste seien die zweithäufigste Ursache für eine Krankschreibung, heißt es weiter. Laut dieser Zahlen habe sachsenweit fast jeder sechste Beschäftigte mindestens einen psychischen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. „Stress macht eine Menge mit unserem Herzen“, sagt deshalb zum Beispiel auch Dr. med. Christian Pflücke vom Städtischen Klinikum Görlitz. „Bei chronischem Stress steigt die Freisetzung von Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol, was den Blutdruck erhöhen kann.“ Langfristig könne Stress auch ungesunde Lebensgewohnheiten wie Rauchen oder ungesunde Ernährung fördern, warnt der Görlitzer Experte.

Bestimmte Berufe sind besonders gefährdet: Lehrer zum Beispiel

Dass bestimmte Berufe besonders gefährdet sind, Stress auszulösen ist dabei ebenfalls kein Geheimnis. So wurde kürzlich beispielsweise ein Pilotprojekt zur Lehrkräftegesundheit an 30 sächsischen Schulen gestartet; wissenschaftlich begleitet durch Experten der Universität Leipzig. Ja, nicht nur Stress, sondern auch der Kampf dagegen und das Lernen mit ihm umzugehen, werden wohl mehr und mehr zu unserem Alltag gehören. Müssen! Deshalb wird uns das Wort Achtsamkeit immer häufiger begegnen.

Weitere spannende Informationen rund ums Thema Stress und vor allem Stressbewältigung gibt es im Bereich Psyche in unserem Online-Magazin Gesund in Sachsen.