Hybrid-OP als lebensrettende Alternative

Die Weißeritztal-Kliniken Freital bieten eine Hybrid-OP-Technik an, die auch Menschen hilft, die eigentlich nicht mehr operiert werden können.
Dr. Walid Ibrahim (links) im OP in Freital: Der neue Chefarzt der Gefäßchirurgie führt auch die Hybrid-Operationstechnik an der Aorta an den Helios Weißeritztal-Kliniken ein. Foto: Steffen Unger
Dr. Walid Ibrahim (links) im OP in Freital: Der neue Chefarzt der Gefäßchirurgie führt auch die Hybrid-Operationstechnik an der Aorta an den Helios Weißeritztal-Kliniken ein. Foto: Steffen Unger

Es ist diese eine Stunde im OP, die so viel erklärt, sagt Dr. Walid Ibrahim. Nämlich erklärt, warum er so hör- und spürbar begeistert an seine neue Aufgabe als Chefarzt der Gefäßchirurgie in den Helios Weißeritztal-Kliniken in Freital herangeht. Dieser Mann brennt für seinen Beruf, der ihm eine wirkliche Berufung ist. Was er zwar nicht so sagt, aber zeigt. 2010 war er nach dem Medizinstudium als Gefäßchirurg an die Helios-Klinik in Bad Saarow in Brandenburg gegangen. Baute dort ab 2014 den Bereich der sogenannten Hybrid-OP in der Gefäßchirurgie mit auf. Speziell der Operationen an der Aorta, der Hauptschlagader also.

„Wir waren da anfangs führend, sogar ein Stück dem großen Berlin voraus. Wo es natürlich an der Charité etwas Vergleichbares gab, aber sonst nirgends“, klingt er durchaus ein wenig stolz. „Wir haben uns also eine sehr große Expertise auf diesem Gebiet erarbeitet“, sagt Dr. Ibrahim. Der immerhin zu den drei wichtigsten Experten der Aorten-Chirurgie in Berlin-Brandenburg gehörte. Eine Expertise, die der gebürtige Syrier mit kurdischen Wurzeln nun mit nach Freital bringt.

Fallbeispiel der Hybrid-OP

Seniorin mit 12 Stents

Und dann von jener Stunde im Freitaler OP erzählt, die eben so viel von dem erklärt, was er hier tun will. Eine Seniorin, Jahrgang 1938, mit einer Herzleistung von gerade mal noch 35 Prozent, mit bereits zwölf Stents in den Blutgefäßen zum Herzen, weil dort bereits Verkalkungen für Probleme gesorgt hatten – mit mehreren lebensbedrohlichen Aneurysmen in der Brust-Aorta.

Mit sackartigen Ausdehnungen der Hauptschlagader also, mit denen sich das Blut seinen Weg durch massiv erweiterte Gefäße bahnt. Mit hohem Druck können diese „Säcke“ wie ein Luftballon platzen, dann kommt meist jede Hilfe zu spät. Die Seniorin musste also dringend operiert werden. Sie brauchte dringend weitere Stents – diesmal in der Aorta –, um die gefährlich aufgeblähten Gefäßwände zu stabilisieren und die sogenannten Aussackungen an der Aorta auszuschalten. Dazu führen die Mediziner einen speziell ummantelten Stent für die Hauptschlagader ein. Der anschließend mit Hilfe der modernen OP-Technik, wie einem Roboterarm, exakt platziert und freigesetzt werden kann.

Normale Operation wäre kaum möglich gewesen

„Eine normale, offene Operation wäre aus ärztlicher Sicht kaum möglich gewesen, weil sie mindestens drei Stunden gedauert hätte, mit Blutverlust verbunden gewesen und sehr belastend für das ohnehin schon geschwächte Herz geworden wäre“, macht Dr. Walid Ibrahim deutlich. Und genau dafür sind die erwähnten Hybrid-Operationen eine sinnvolle und in diesem Fall sogar lebensrettende Alternative.

Hybrid – also eine Mischung – deshalb, weil diese Operationen aus offenem Schnitt und innerer Katheterbehandlung bestehen. Der Chefarzt setzte dazu zwei kleine Schnitte in der Leiste der Seniorin, von dort aus führte er dann ein hauchdünnes Endoskop ein. „Damit habe ich zum einen die Stents eingesetzt, zum anderen auch die Gefäße quasi vom abgelagerten Kalk freigeputzt“, beschreibt Dr. Ibrahim sehr vereinfacht das, was der Frau vermutlich das Leben gerettet haben dürfte. Und das ohne Blutverlust, ohne wie sonst bei solchen Operationen üblich und notwendig, die Aorta abzuklemmen und das Herz stark zu belasten.

Vier Tage nach der OP

„Nach gut einer Stunde war die OP beendet, und die Patientin konnte bereits vier Tage später wieder nach Hause entlassen werden“, macht der neue Gefäßchirurgie Chef wieder hörbar begeistert deutlich, welch Unterschied diese OP Methode ausmacht. „Was im Übrigen auch für jüngere Patienten sinnvoll ist, weil man auf den großen Brust- oder Bauchschnitt verzichten kann, der für Gefäß-Operationen mitunter notwendig ist.“

Medizinische Qualität und beste technische Ausstattung

Dass dies nun auch in Freital möglich ist, hängt dabei neben dem Wechsel von Dr. Ibrahim an die Helios Weißeritztal-Kliniken auch mit der sehr guten technischen Ausstattung des Freitaler Krankenhauses zusammen. „Man braucht die Experten, aber eben auch die Geräte“, sagt der neue Gefäßchirurgie-Chef. Und man braucht ein Team, fügt er an. „Hier in Freital gibt es ein wunderbares Team, das offen ist für diese neuen Dinge, die ich mitbringe“, schwärmt er. Auch das sei ein wichtiger Grund gewesen, hierher zu wechseln, als klar wurde, dass der langjährige, renommierte Chefarzt Dr. Hans-Joachim Florek in den Ruhestand wechseln wird.

„Hier in Freital gab es bereits eine sehr, sehr große Kompetenz im Bereich der Gefäßchirurgie – das bleibt natürlich so und wird einfach noch durch meine Expertise auf dem Gebiet der Hybrid-Operationen ergänzt“, freut sich Dr. Ibrahim auf seine neue Aufgabe. „Wir wollen das Aorten-Zentrum hier in Freital weiter ausbauen“, sagt er. Mehr als 50 dieser schwierigen Operationen werden hier jährlich erfolgreich absolviert, „das wollen wir nun durch die zusätzlichen Möglichkeiten ergänzen“. Auch mit Blick auf das Thema der erfolgreichen Behandlung diabetischer Füße in Freital. „Auch hier können die Hybrid-Operationen sehr viel bewirken“, schwärmt Dr. Walid Ibrahim. Ja, dieser Mann brennt für seine neue Aufgabe!

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