Die guten Botschaften, sind ihm natürlich die wichtigsten: .,Es gibt bei Kindern sehr viele gutartige und gut behandelbare Epilepsie-Syndrome!“ Zudem treten etliche dieser Syndrome auch nur zeitlich begrenzt auf; ,,wachsen sich aus, wie der Volksmund sagt“. Nils Holert ist Kinder-Neurologe am Epilepsiezentrum Kleinwachau im Radeberger Ortsteil Liegau-Augustusbad.
Nils Holert ist für viele betroffene Eltern so etwas wie die letzte Hoffnung. „Epileptische Anfälle können wirklich sehr beängstigend sein, das sind mitunter sehr erschreckende Anblicke“, weiß er um die Gefühlswelt von Eltern. ,,Ich bin ja auch selbst Familienvater.“ Und deshalb schiebt er schnell die nächste gute Botschaft nach: ,,Die Medikamente gegen die Anfälle sind wirklich viel, viel besser als ihr Ruf!“
Zudem gibt es mittlerweile ausreichend viele Mittel, sodass wir Nebenwirkungen nicht mehr hinnehmen müssen, sondern in Ruhe nach dem passenden Mittel suchen und es finden können.“ Abgesehen davon gibt es längst auch Alternativen; wie eine spezielle und auf die Ursachen von Epilepsien abgestimmte Ernährung. Aber nicht nur die Therapie ist dem erfahrenen Kinder-Neurologen wichtig. Sondern auch das Umfeld der Familien und Kinder.
Epilepsie – Diese Krankheit muss raus aus der Tabuzone!
,,Wir gehen oft mit in die Kitas und erklären, was bei einem Anfall zu tun ist, es gibt da eine zunehmende Offenheit“, freut er sich. Ohnehin ist es ihm ein Herzensbedürfnis, die Akzeptanz von Epilepsie in der Gesellschaft zu erhöhen. „Diese Krankheit muss raus aus der Tabuzone!“ Aber aktuelle Umfragen zeigen, „dass es noch immer viel zu viele Eltern gibt, die ihre Kinder auf dem Spielplatz nicht mit an Epilepsie erkrankten Kindern spielen lassen würden“, beschreibt Nils Holert mit einem Kopfschütteln.
Und ist überzeugt: „Die Kinder gehören in die Kita und in die Schule!“ Gerade beim Thema Schule sieht er zunehmend Anzeichen für ein Umdenken: „Oft wurden – und werden nach wie vor – die betroffenen Kinder in Körperbehindertenschulen geparkt, wo sie nicht in jedem Fall hingehören!“ Selbst wenn sie nicht komplett anfallsfrei sind ,,können die meisten unserer jungen Patienten ganz normale Schulen oder Kitas besuchen“.
Passende Therapie für individuelle Epilepsien
Und der Kleinwachauer macht klar, dass es keine allgemeingültigen Antworten auf die Fragen der betroffenen Eltern gibt. ,,Kinder lassen sich in keine Kategorien pressen, sie sind individuell und haben auch sehr individuelle Epilepsien …“ Deshalb nimmt er sich mit seinem Team für jeden einzelnen Fall genügend Zeit. „Das ist ja ein großer Vorteil von Epilepsiezentren, wir können· uns Zeit nehmen, weil wir für die richtige Diagnose und die passende Therapie auch wirklich Zeit brauchen.“
Eine dieser möglichen Therapien – und das ist wieder eine gute Botschaft – ist eine Operation. Gerade bei Kindern. In der hochmodernen Intensiv-Monitoringstation der Kleinwachauer Klinik wird vereinfacht beschrieben der Ort im Gehirn gesucht, der die Epilepsie auslöst. In Kooperation mit dem Dresdner Uni-Klinikum wird geprüft, ob dieser dann operativ entfernt werden kann. 70 bis 80 Prozent der Operierten sind im Anschluss anfallsfrei.
Ein weiterer spannender Artikel ist „Fett als Chance gegen Epilepsie„.