Mit Hightech gegen Harnsteine

Jahrelang können sie unbemerkt bleiben, machen sich dann aber durch heftige Schmerzen bemerkbar: Harnsteine gehören zu den Wohlstandserkrankungen.
Dr. Stephan Bulang, Chefarzt der Klinik für Urologie am Diakonissenkrankenhaus Dresden, hat bereits viele Harnsteine behandelt. Diese können unterschiedlichste Farben und Formen annehmen – er bewahrt einige Kuriositäten aus seinem Berufsleben auf. Foto: Victor Franke
Dr. Stephan Bulang, Chefarzt der Klinik für Urologie am Diakonissenkrankenhaus Dresden, hat bereits viele Harnsteine behandelt. Diese können unterschiedlichste Farben und Formen annehmen – er bewahrt einige Kuriositäten aus seinem Berufsleben auf. Foto: Victor Franke

Schuld sind unsere Lebensgewohnheiten: Übergewicht, Bewegungsmangel und eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme begünstigen die Bildung von Harnsteinen. Dr. Stephan Bulang ist Chefarzt der Klinik für Urologie am Diakonissenkrankenhaus Dresden und weiß, wie wichtig es ist, bei der Behandlung an genau diese Ursachen heranzugehen. „Denn der eigentliche Grund für die Bildung von Harnsteinen liegt oft in urologischen Erkrankungen“, macht er klar. Heißt, es geht nicht nur darum, die Harnsteine zu entfernen, „sondern wir müssen auch die Ursache für dessen Entstehung herausfinden und behandeln“, unterstreicht er.

Steinpatienten sind oft Notfallpatienten

Lange Zeit bleiben die Harnsteine unbemerkt. Denn zunächst verursachen sie keine Beschwerden. Doch das bleibt meist nicht so: Sehr oft müssen die betroffenen Patienten in der Notaufnahme behandelt werden. Grund dafür sind Koliken, also heftige Schmerzen, wenn sich ein Stein gelöst hat. „Bis zu fünf Millimeter große Steine können noch ausgeschieden werden“, erklärt Dr. Stephan Bulang. Doch es gibt eine sogenannte Engstelle: den Harnleiter, die Verbindung zwischen Niere und Blase. „Wenn größere Steine steckenbleiben, dann meistens hier“, beschreibt der Spezialist. Weil sich dann Harnflüssigkeit in der Niere staut, drohen Nierenschäden und Entzündungen – ein Notfall, der sofort behandelt werden muss.

Wenn schmerz- und krampflösende Mittel allein nicht helfen, führen die Ärzte einen sogenannten Doppel-J-Katheter ein. Er ist von außen nicht sichtbar, sondern verbindet die Niere mit der Blase und sorgt für einen Abfluss des Urins. Die eigentliche Steintherapie beginnt allerdings in der akuten Phase noch nicht. „Einen krampfartig verengten Harnleiter spiegeln wir nicht, weil das Verletzungsrisiko erhöht ist“, begründet Dr. Bulang das Vorgehen. „Der Patient soll erst beschwerdefrei sein!“ Nach etwa vier Wochen ist die eigentlich Behandlung mit einem geringeren Risiko verbunden und erfolgversprechender, macht er deutlich.

Spezielle Computertomographie macht Harnsteine sichtbar

Um die Steine zu finden, setzen die Spezialisten im Dresdner Diakonissenkrankenhaus auf moderne Bildgebung: die sogenannte Low-Dose-Computertomographie. Eine schonende und sichere Methode, um Harnsteine zu diagnostizieren, unterstreicht der Urologie-Chefarzt. Vorteil: Trotz der geringen Strahlendosis zeigen die Bilder auch kleine Steine im gesamten Harntrakt. Allerdings folgt nicht in jedem Fall ein ärztlicher Eingriff.

„Ein ruhender Stein, der keine Symptome verursacht, muss nicht immer behandelt werden, denn es gibt keine Therapie ohne Risiko“, gibt Dr. Stephan Bulang zu bedenken. Bei solchen Steinen setzt er vielmehr auf regelmäßige Kontrollen mittels Ultraschall. Wächst der Stein und wird so zur Gefahr, „kann er immer noch entfernt werden“. In einer breit aufgestellten urologischen Klinik, wie im Diakonissenkrankenhaus, kommen dafür vielfältige, sichere und schonende Methoden zum Einsatz. Dr. Stephan Bulang beschreibt, wie heutzutage fast alle Steine in der Niere, im Harnleiter und in der Blase minimalinvasiv entfernt werden: „Mit einem Endoskop können wir bis in die Niere spiegeln und Steine mit einer Zange oder Körbchen entfernen.“

Muss der Stein im Vorfeld zertrümmert werden, „steht uns dafür zum Beispiel eine dünne Lasersonde zur Verfügung.“ Ein anderer Zugangsweg ist die sogenannte Perkutane Nephrolitholapaxie, bei der die Urologen durch eine Punktion im Bereich der Flanke – also seitlich des Nabels – minimalinvasiv in das Nierenhohlsystem gelangen und die Möglichkeit haben, auch große Steine zu entfernen. Aber auch von außen können Harnsteine zertrümmert werden; mit der Stoßwellentherapie.

Hier ist es anschließend absolut wichtig, den Abgang der Bruchstücke zu kontrollieren und sie, wenn nötig, aktiv vollständig zu entfernen, unterstreicht Dr. Stephan Bulang. „Denn bleiben Reste zurück, können an diesen neue Steine wachsen.“ In jedem Fall muss nach der Therapie dann an den Ursachen der Steinbildung gearbeitet werden. Wie eingangs erwähnt, auch an Übergewicht, Bewegungsmangel und einer zu geringen Flüssigkeitsaufnahme, die Harnsteine begünstigen …

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