Demenz auf der Klinikstation

Jeder 2. ältere Klinik-Patient leidet an Demenz. Das stellt das Personal vor Probleme. Eine Klinik in Görlitz geht deshalb als erste deutschlandweit neue Wege.
Immer mehr Patienten in Krankenhäusern leiden neben ihrer akuten Krankheit auch an Demenz. In Görlitz hat man sich darauf eingestellt; als demenzsensibles Krankenhaus. Für Betroffene gibt es unter anderem spezielle Beschäftigungsangebote. Foto: Adobestock
Immer mehr Patienten in Krankenhäusern leiden neben ihrer akuten Krankheit auch an Demenz. In Görlitz hat man sich darauf eingestellt; als demenzsensibles Krankenhaus. Für Betroffene gibt es unter anderem spezielle Beschäftigungsangebote. Foto: Adobestock

Die Zahl erschreckt: Aktuell sind in Deutschland rund 1,6 Millionen Menschen von einer Demenzerkrankung betroffen. Die meisten davon leiden an der bekanntesten Form: Alzheimer. Das bedeutet, jeden Tag erkranken hierzulande etwa 900 Menschen an Demenz, mehr als 300.000 neue Fälle pro Jahr also. Wissenschaftler gehen davon aus, dass im Jahr 2050 zwischen 2,4 und 2,8 Millionen Menschen betroffen sein werden; fast eine Verdopplung in den kommenden 30 Jahren.

Diese Steigerung hat vor allem mit dem demografischen Wandel zu tun. Die Gesellschaft wird immer älter. Schätzungen zufolge könnten im erwähnten Jahr 2050 in Deutschland im Vergleich zu heute mehr als doppelt so viele Senioren über 85 leben. Heißt, je älter eine Gesellschaft wird, umso mehr Krankheiten treten auf, die mit dem Altern zusammenhängen. Dass sich der Anstieg gerade bei Demenz-Erkrankungen dennoch ein wenig zu verlangsamen scheint, führen Experten auf den insgesamt besseren Gesundheitszustand der Bevölkerung zurück. Je gesünder, je fitter, um so weniger anfällig für Demenz, könnte die stark vereinfachte Formel lauten.

Freudige Erwachsene Tochter, Die Glückliche überraschte ältere Mutter Im Garten Begrüßt. Im Artikel: Demenz auf der Klinikstation
Quelle: pexels.com

Anstieg der Demenz Kranken

Dennoch: Der Anstieg von Demenz-Erkrankungen bleibt gewaltig. Und stellt nicht zuletzt den Pflegebereich, aber auch die Krankenhäuser vor gänzlich neue Herausforderungen.
Neben einem gesteigerten Bewegungsdrang beispielsweise, der bei Demenz-Kranken zu verzeichnen ist, sind es vor allem feste Abläufe und Tagesstrukturen, die für Betroffene wichtig sind. Diese Struktur gibt Halt, im zunehmend verschwimmenden Umfeld. Pflegeeinrichtungen haben sich längst mit speziellen Demenz-Wohngruppen darauf eingestellt. Was aber tun „normale“ Kliniken, wenn Demenz-Patienten wegen anderer Krankheiten oder zu einer Operation eingewiesen werden? Und das betrifft mittlerweile gut die Hälfte aller hochbetagten Patienten, die in Krankenhäusern betreut werden müssen.

Herausforderungen, denen sich beispielsweise das Malteser-Krankenhaus St. Carolus in Görlitz gestellt hat. Die Klinik ist das erste zertifizierte „Demenzsensible Krankenhaus“ in Deutschland. Neben Orientierungshilfen, speziell auf diese Patienten zugeschnittenen Räumen und auf Demenz abgestimmten Abläufen, spielen vor allem die Mitarbeiter die entscheidende Rolle. So betreuen in Görlitz tagsüber speziell ausgebildete Klinikbegleiter die Demenz-Patienten; bringen sie zu Untersuchungen oder stehen „einfach“ als Ansprechpartner bereit. Das hilft im Stationsalltag, kritische Situationen, wie Unruhe, Aggression oder Angst zu verhindern. Denn gerade demente Menschen reagieren auf Stress oder wechselnde Ansprechpartner oft anders, als es das Pflegepersonal gewohnt ist. Was sich im Übrigen auch negativ auf den Heilungsprozess auswirkt. Das Thema wird also zunehmend wichtiger. 

Eine eigene Rubrik zum Thema „Demenz“ ist hier zu finden.

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