Dass vor allem Ältere oft mehrere Medikamente gleichzeitig einnehmen müssen, ist nicht wirklich ungewöhnlich. „Das Ganze liegt einfach daran, dass ältere Menschen häufig unter mehreren chronischen Erkrankungen leiden, die unterschiedliche medizinische Behandlungen erfordern“, weiß Prof. Dr. Stefan Zeller. Er ist Altersmediziner und leitet die Klinik für Geriatrie am Städtischen Klinikum Görlitz. Dennoch warnt er vor einem pauschalen Urteil, Ältere seien persé krank. „Dennoch unterliegt unser Körper mit dem Alter natürlichen Veränderungen, sowohl auf zellulärer als auch auf organischer Ebene“, beschreibt der Experte. Veränderungen, die zum einen zu einer Abnahme der Leistungsfähigkeit führen und ältere Menschen zum anderen auch anfälliger für verschiedene Erkrankungen machen können. Faktoren, sagt Prof. Zeller, die dazu beitragen, „dass viele ältere Menschen regelmäßig Medikamente einnehmen müssen, um ihre Gesundheit aufrechtzuerhalten“.
Wechselwirkungen unterschiedlicher Medikamente nicht unterschätzen
Die Herausforderung für die Mediziner besteht nun darin, die richtige Balance zu finden. Denn auch das Risiko von Nebenwirkungen und Wechselwirkungen ist nicht zu unterschätzen. „Ältere Menschen sind dabei oft anfälliger für unerwünschte Nebenwirkungen von Medikamenten“, kennt der Görlitzer Spezialist ein Problem aus seiner täglichen Praxis. Hintergrund: „Im Alter werden Wirkstoffe oft anders aufgenommen, verarbeitet und abgebaut“, erklärt der Altersmediziner. Und natürlich steigt das Risiko unerwünschter Nebenwirkungen mit der Anzahl der eingenommenen Medikamente. „Man kann sagen, dass es ab fünf Medikamenten schwer ist, die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Substanzen abzuschätzen“, unterstreicht er.
Patienten müssen unbedingt mitziehen, raten Ärzte
Neueste Daten der gesetzlichen Krankenversicherungen zeigen dabei: Etwa 30 bis 40 Prozent der Menschen über 65 müssen täglich mindestens vier Medikamente einnehmen. Bei den über 75-Jährigen nimmt jeder Dritte sogar mehr als acht Medikamente ein. „Diese Zahlen machen natürlich deutlich, wie wichtig die sorgfältige Überwachung und die enge Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient ist“, verweist Prof. Dr. Stefan Zeller darauf, dass auch die Patienten hier stark gefordert sind, mitzuziehen. „Die Patienten könnten einen wichtigen Beitrag zum Behandlungserfolg leisten, indem sie die ärztlichen Empfehlungen und Verordnungen genau befolgen“, unterstreicht der Görlitzer.
Medikamente allein sind keine Garantie
Wobei es nicht allein um die gewissenhafte Einnahme der Medikamente geht. „Sondern eben zum Beispiel auch um die Einhaltung einer Diät oder die Anpassung des Lebensstils, wenn dies erforderlich ist“, nennt der Görlitzer Klinikchef weitere wichtige Aspekte. Und vor allem, macht er deutlich, „sollten Patienten keine eigenmächtigen Änderungen an ihrer Medikation vornehmen!“ Denn genau das könne fatale – mitunter sogar irreparable – Folgen haben. „Die Kommunikation zwischen Patient und Arzt ist entscheidend für den Erfolg der Therapie“, bringt es der Görlitzer Experte noch einmal auf den Punkt.
Weitere wichtige Beiträge zum Thema Altersmedizin und Medikamente gibt es im Bereich Experten in unserem Online-Magazin Gesund in Sachsen.