Kommt bald Labor-Blut?

Die Wissenschaft forscht schon länger daran, die Blut-Bestandteile „nachzubauen“. Werden bald keine Spender mehr gebraucht?
Ohne Blutspender, ohne Plasmaspender wird die Medizin auch weiterhin nicht auskommen. Aber die Wissenschaft ist dran, Blut "nachzubauen". Foto: pixabay.com

Die Natur hat auch beim Thema Blut eine kluge Arbeitsteilung entwickelt. Auf der einen Seite gibt es die festen Bestandteile; die Blutzellen. Blutplättchen, weiße Blutkörperchen und rote Blutkörperchen. Die roten Blutkörperchen beispielsweise, die mithilfe des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin dem Blut seine Farbe geben, transportieren den lebenswichtigen Sauerstoff zu den Organen. Auf der anderen Seite ist dann das farblose, wässrige Blutplasma – und sorgt quasi für den „Rest“ … Für den Transport von Nährstoffen, es bringt die Abwehrstoffe dorthin, wo sie gebraucht werden und verteilt die Hormone im Körper. Die sogenannten Botenstoffe, die unter anderem für den Stoffwechsel wichtig sind. Außerdem brauchen wir das Plasma für den richtigen Blutdruck und für die bei Verletzungen so wichtige Blutgerinnung. Und trotzdem steht das Plasma mitunter ein wenig im sprichwörtlichen Schatten vor allem der roten Blutkörperchen, über die meist deutlich mehr zu hören und zu lesen ist. Zu Unrecht. Blut ist sozusagen Teamwork.

Blut-Plasma als wichtiger Grundstoff für Medizinprodukte

Bei schweren Verletzungen beispielsweise sind Betroffene nicht selten dringend auf die Bestandteile des Plasmas angewiesen. Gerade weil der Körper dann dringend Abwehrkräfte benötigt. Bei Verbrennungen zum Beispiel, aber auch bei Krankheiten wie Blutgerinnungsstörungen oder Abwehrschwächen setzen Mediziner dann in aller Regel auf Blutplasma von außen oder auf Medikamente, die aus Blutplasma produziert wurden. Und genau hier kommt dann das Thema Plasma-Spende ins Spiel. Die neben der „klassischen“ Blutspende zunehmend an Bedeutung gewinnt.

Gentechnik als wichtiger Helfer?

Bisher ist es der Wissenschaft jedenfalls noch nicht gelungen, Blutplasma künstlich herzustellen. Das Ziel „künstliches Blut“ haben die Forscher dabei durchaus. Schritt für Schritt wollen sie die einzelnen Bestandteile „nachbauen“. Geforscht wird daran übrigens auch in Dresden. Am Institut für Experimentelle Transfusionsmedizin der Technischen Universität in Dresden. Hier arbeitet Institutsleiter Prof. Dr. med. Torsten Tonn mit seinem Team daran, sogenannte Vorläufer- oder Mutterzellen der roten Blutkörperchen züchten zu können, wie er vor einigen Wochen mit Blick auf Leukämie-Patienten erläuterte, für die solche Entwicklungen lebenswichtig sein könnten.

Prof. Dr. med. Torsten Tonn, Leiter Institut für Transfusionsmedizin der TU Dresden. Foto: TU Dresden

Künstliches Blut und Blutplasma hätten einen wichtigen Vorteil

Künstliches Blut, künstliches Blutplasma hätten dabei sogar einen wichtigen Vorteil. Denn um natürliches Blutplasma erfolgreich in der Therapie einsetzen zu können, müssen Blutgruppen und weitere Merkmale von Spender und Empfänger zueinander passen. Hier könnte die Gentechnik also durchaus helfen, im Labor sozusagen passgenaue Blutprodukte herzustellen. Wann das soweit sein wird und sozusagen künstliches Blut tatsächlich produziert werden könnte, ist derzeit noch nicht abzusehen. Experten gehen von noch etlichen Jahren aus, die vor den Forscherteams liegen. Spender – sowohl von Plasma als auch klassisch von Blut – sind also nach wie vor wichtig, um Leben retten zu können.

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