Hightech-Roboter hilft bei der OP

In der Klinik für Urologie an der Uniklinik Dresden kommt ein Hightech-Roboter zum Einsatz, das schonender und zudem risikoärmer operieren hilft.
Prof. Christian Thomas, der Direktor der Klinik für Urologie des Dresdner Uniklinikums, am neuen Hightech-OP-System „Da Vinci Xi“. Das ermöglicht komplexere Operationen mit schonenden, minimalinvasiven Verfahren. Und minimiert beispielsweise das Risiko von Inkontinenz und Impotenz nach Eingriffen an der Prostata. Foto: Uniklinikum Dresden
Prof. Christian Thomas, der Direktor der Klinik für Urologie des Dresdner Uniklinikums, am neuen Hightech-OP-System „Da Vinci Xi“. Das ermöglicht komplexere Operationen mit schonenden, minimalinvasiven Verfahren. Und minimiert beispielsweise das Risiko von Inkontinenz und Impotenz nach Eingriffen an der Prostata. Foto: Uniklinikum Dresden

Die Furcht, nach einer Prostata-OP an Inkontinenz oder Impotenz zu leiden, ist bei vielen Männern groß. Und tatsächlich gehört beides zu den bekannten Risiken solcher Eingriffe. In der Klinik für Urologie am Uniklinikum Dresden kann Patienten nun mithilfe hochmoderner Technik diese Angst genommen werden. „Da Vinci Xi“, ein Hightech-Roboter, macht es möglich: ein OP-Robotersystem, das im Januar sein acht Jahre altes Vorgängermodell abgelöst hat.

Die Arbeitsweise des OP-Robotersystems

Das Hightech-System übersetzt beispielsweise größere, über zwei joystickartige Griffe ausgeführte Handbewegungen der Chirurgen in kleinste zitterfreie Schnitte – was nicht nur die erwähnten Risiken bei Prostata-Operationen weiter zu minimieren hilft, sondern auch hochkomplexe Eingriffe in feinsten Organ- und Gewebestrukturen möglich macht. Und zwar so, dass Organe anschließend weiter uneingeschränkt funktionieren. Vier OP-Arme lassen zudem ein erweitertes schonendes minimalinvasives OP-Spektrum zu – und verkürzen die Dauer der Operationen, was die Belastungen für die Patienten minimiert.

Finanziert wurde das hochmoderne OP-System durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG). Trotz der innovativen Technologie behalten allerdings die Menschen, die „Da Vinci Xi“ bedienen, stets die Hoheit über die chirurgischen Instrumente. Genau besehen ist das Gerät ein Assistenzsystem, das dem Operierenden das direkte Halten und Bewegen der Instrumente abnimmt, beschreibt Prof. Christian Thomas, der Direktor der Klinik für Urologie des Dresdner Uniklinikums. „Das Gerät erlaubt es uns, einen weiteren Schritt in der minimalinvasiven Chirurgie zu gehen – damit können wir die Bandbreite an komplexen und rekonstruktiven urologischen Operationen in der Bauchhöhle erweitern.“

So können künftig kombinierte Eingriffe – etwa der Niere und des Harnleiters – bei einem einzigen operativen Eingriff vorgenommen werden. Dank der hohen Zahl an Patientinnen und Patienten und dem langjährigen Erfahrungsschatz in der roboterassistierten Chirurgie – der erste Da Vinci des Dresdner Uniklinikums wurde 2006 in Betrieb genommen – gehört das Dresdener Team bundesweit zu den Routiniers auf dem Gebiet der robotischen Chirurgie.

Studien und Forschungsprogramme

Auch beim Thema Studien sind die Dresdner ganz weit vorn; und können mit dem neuen OP-System nun noch intensiver forschen. Mit jährlich rund 4.000 Operationen gehört die Klinik für Urologie des Dresdner Uniklinikums zu den größten Einrichtungen ihrer Art. „Damit sind wir in der einzigartigen Lage, den Stellenwert der OP-Robotik in Rahmen von Studien wissenschaftlich zu überprüfen“, so Prof. Thomas. Die erwähnte hohe Zahl an Krebsoperationen in der Klinik bildet dabei die Basis für ein breites Forschungsprogramm, dessen einzelne Projekte in nationale Netzwerke und Forschungsverbünde eingebunden sind.

Ein Schwerpunkt ist die Versorgungsforschung. Dabei wird mithilfe der umfassenden Dokumentation von Behandlungsabläufen und -ergebnissen kontinuierlich die Qualität aller Eingriffsformen wissenschaftlich überprüft. Das vermittelt den Patientinnen und Patienten der Klinik die Gewissheit, gut versorgt zu werden und gibt dem Klinikteam Selbstbewusstsein: „Wir erreichen auch im bundesweiten Vergleich stets Spitzenwerte bei der Ergebnisqualität“, sagt Privatdozentin Dr. Angelika Borkowetz.

Die für die Forschungsaktivitäten der Klinik verantwortliche leitende Oberärztin verweist dabei auch auf die Versorgung von Patienten im Prostatakarzinomzentrum im Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen Dresden. Die Erhebung dieser Daten haben jedoch nicht nur das Ziel, die Qualität der Behandlungen kontinuierlich sicherzustellen, sondern darüber hinaus auch OP-Techniken zu optimieren oder weiterzuentwickeln. Darunter fallen unter anderem das Entfernen der Prostata und der dazugehörigen Lymphknoten.

Neue Maßstäbe dank Hightech-Roboter

Aus der Perspektive der Patienten spielt der erwähnte Erhalt der Potenz und Kontinenz eine ebenso wichtige Rolle wie eine komplette Entfernung des Tumorgewebes. Auch hier setzt das OP-Robotersystem neue Maßstäbe. So liefert es den beispielsweise Videoaufnahmen vom Eingriff, die dann zu Forschungszwecken genutzt werden können. Auch besteht die Option, den Tumor und Risikostrukturen durch zuvor angefertigten CT- oder MRT-Bilder während der OP ins Sichtfeld des Operierenden einzublenden.

Auf künstlicher Intelligenz basierende Computerprogramme sollen hierbei eine zuverlässige Überlagerung von Bildgebungsdaten und dem menschlichen Auge sicherstellen. Trotz der innovativen minimalinvasiven OP-Technologie ist sich der Dresdner Klinikdirektor Prof. Christian Thomas sicher, dass offene Operationen ihre Berechtigung behalten werden. „Letztendlich muss mit jedem Patienten in Bezug auf seine Voroperationen und Vorerkrankungen individuell entschieden werden, welches Operationsverfahren am optimalsten ist“, ist der Klinikchef überzeugt.

„Mit den nunmehr insgesamt drei hochmodernen OP-Robotern nimmt die Hochschulmedizin Dresden über die Grenzen Deutschlands hinaus eine Spitzenstellung ein“, klingt der medizinische Vorstand des Uniklinikums Prof. Michael Albrecht durchaus stolz. „Wobei die Geräte für uns keine Prestigeobjekte sind, sondern werden ganz gezielt in der hochqualitativen Krankenversorgung eingesetzt und dienen gleichzeitig der Forschung“, stellt er klar. „Vor allem unsere Krebspatientinnen und -patienten profitieren von dieser engen Verzahnung zwischen Wissenschaft und medizinischem Alltag.“

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