Für ein kindgerechtes Internet

Kindgerechtes Internet? Ab dem Lesealter werden Medienkompetenzen und Online-Aufklärung enorm wichtig. Der Verein Seitenstark vernetzt Kinderwebseiten und unterstützt Eltern und Lehrkräfte.
Ein kleines Mädchen im weißen T-Shirt sitzt mit einem Laptop auf dem Schoß und hat sichtlich Spaß am Internet
Kinder können nicht vom Internet ferngehalten werden. Umso wichtiger ist kindgerechtes Internet - und das Erlernen des Umgangs mit digitalen Medien. Foto: pixabay.com

Für manche mag es ein befremdlicher Anblick sein, wenn in der Straßenbahn oder im Wartezimmer alle auf kleine Bildschirme linsen, doch Smartphones und andere vernetzte Geräte sind aus unserem Leben nicht wegzudenken. Ja, frische Luft ist wichtig, aber Kommunikation, Unterhaltung, Verwaltung – fast alles läuft online ab. „Kinder wachsen in unsere Gesellschaft hinein, die stark vom digitalen Wandel geprägt ist“, erklärt Helga Kleinen. Sie ist Geschäftsführerin von Seitenstark, einem gemeinnützigen Verein, der sich seit 20 Jahren für ein sicheres und vielseitiges Internetangebot für Kinder einsetzt. Kindgerechtes Internet. Geht das überhaupt?

Kindgerechtes Internet ist ein wichtiger Einstieg

Mit neuen Technologien umgehen zu können, gehört heute zu den Voraussetzungen eines selbstbestimmten Lebens. „Wichtig ist, dass Eltern ihre Kinder beim Kennenlernen digitaler Medien begleiten“, rät die Expertin. Mit Blockern lassen sich zwar Webseiten aus dem Heimnetzwerk ausschließen oder die Bildschirmzeit der Kinder regulieren, letztlich müsse aber die eigene Kompetenz, quasi die digitale Mündigkeit der Kinder geschult werden. Die Kinderangebote im Seitenstark-Verbund bieten zur gemeinsamen Entdeckung des World Wide Web eine Vielzahl multimedialer Angebote, darunter Videoclips zu den Themen Datenschutz oder Fake News, mit anschließendem Quiz. Auf www.internet-abc.de können Kids zudem den „Surfschein“ machen – einen Führerschein fürs Internet.

Die Lebensumwelt auch von Kindern ist längst digital. Auch zu Hause. Foto: pixabay.com

Schulalltag seit Corona verändert

Spätestens seit der Corona-Pandemie gab es auch im Schulalltag einen Schub in Richtung Digitalisierung. Ab dem Lesealter und im Klassenverbund wächst die digitale Entdeckerfreude bei den Knirpsen. Kinder müssen in der Lage sein, Gefahren online zu erkennen, ohne Angst vorm Erforschen der digitalen Welt zu haben. Neben Kenntnissen zu Daten- und Persönlichkeitsschutz ist es essenziell, sich im Internet nicht nur auf eine Informationsquelle zu verlassen. Nur so kann man Medien kritisch vergleichen und Fake News aufspüren. Zudem stellt das Erkennen von Werbung ein wichtiges Thema dar. „Auch Kinder werden im digitalen Umfeld als Konsumenten wahrgenommen“, erklärt Kleinen. In kostenlosen Apps lauern zuweilen sogenannte In-App-Käufe, die beispielsweise mit Premium-Status locken.

Kindgerechtes Internet muss sich vom Internet für Erwachsene unterscheiden

Kindgerecht kann ein lediglich auf Erwachsene ausgerichtetes Internet nicht sein. „Gute Angebote haben die Interessen und Bedürfnisse der Kinder im Blick.“ Sie informieren auf Augenhöhe und weisen ein strukturiertes, digitales Konzept auf. Außerdem bieten sie ein sicheres Umfeld – ohne Werbung und Datenklau. Im besten Fall vermitteln Kinderseiten mittels interaktiver Elemente Grundwerte wie Toleranz. Seitenstark überprüft Internetangebote, vernetzt die Akteure und arbeitet mit Schulen zusammen. Mit einem digitalen Gütesiegel macht der Verein qualitative Online-Angebote sichtbar und garantiert eine strenge pädagogische und formale Prüfung.

Eltern sollten ihre Kinder unbedingt an den Umgang mit digitalen Medien heranführen. Foto: pixabay.com

Das Rad der Digitalisierung lässt sich nicht zurückdrehen

Die Arbeit von Seitenstark und anderen Initiativen ist auf Förderungen angewiesen – nur so kann das kostenfreie Online-Angebot weiter existieren. Gerade im Hinblick auf die rasanten Entwicklungen im Kontext von KI und der Popularität von Plattformen wie TikTok, ist ein gutes, vielfältiges Internetangebot für Kinder wichtig. „Das Rad der Digitalisierung lässt sich nicht zurückdrehen. Angesichts dessen sollten wir uns nicht ohnmächtig fühlen, sondern eine kindgerechte Infra- und Angebotsstruktur aktiv gestalten und vorhalten“, konstatiert Kleinen.

Weitere wichtige Themen mit Blick auf die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen – auch im Zusammenhang mit digitalen Medien – gibt es im Bereich Trends im Online-Magazin Gesund in Sachsen.