Mehr als jeder siebente Deutsche über 14 leidet an Schwerhörigkeit. Das sind aktuell fast sechs Millionen Betroffene, wie ein Blick in die Statistik des vergangenen Jahres 2023 zeigt. Und der Blick zeigt auch, dass die Zahl der Schwerhörigen in den zurückliegenden Jahren immer mehr gestiegen ist. Betroffen sind dabei nicht nur Ältere – auch, wenn ab 65 fast jeder Zweite nicht mehr vollständig hört. In Sachsen sind dabei rund eine Million Menschen betroffen, das ist sogar fast jeder Vierte. Der Freistaat liegt damit über dem deutschen Durchschnitt. Aber hier gibt es mit der Möglichkeit Cochlea-Implantat die Chance auf Hilfe.
Schon leichter Hörverlust kann Demenz befördern
Viele der Betroffenen waren mit ihrem Problem noch nie bei einem Hals-Nasen-Ohren-Arzt. Mit fatalen Folgen. Denn schon eine leichte Einschränkung des Hörvermögens – zeigen Studien – können beispielsweise das Auftreten oder Fortschreiten von Demenz befördern. Beginnend bei einer Hörminderung von gut 25 Dezibel, was beispielsweise dem Ticken einer Uhr entspricht. Die Erklärung könnte bei einem Vergleich mit Muskeln liegen: Werden bestimmte Muskeln nicht mehr trainiert, bilden sie sich zurück. So ist das auch mit Fähigkeiten oder Leistungen des Gehirns; und Hören findet bekanntlich nicht zuletzt im Gehirn statt. Dort werden die als Schwingungen über die Nervenbahnen ankommenden Geräusche umgewandelt und sozusagen hörbar gemacht. Hörgeräte helfen also, geistig fitter zu bleiben. Auch das haben zahlreiche medizinische Studien bestätigt.
Revolution der Hochleistungs-Medizin: Cochlea-Implantat
Dabei hat sich nicht nur im medizinischen Bereich in den vergangenen Jahren vieles in Sachen Hören getan, sondern auch technisch. So gab es beispielsweise vor einigen Jahrzehnten für Betroffene mit schwerer bis kompletter Innenohrschwerhörigkeit im Prinzip keine Möglichkeit, wieder oder überhaupt hören zu können. Gerade hier hat sich Revolutionäres getan. Hochmoderne Implantate bringen die Hörfähigkeit zurück. Diese Cochlea-Implantate werden unter anderem am Dresdner Uniklinikum eingesetzt.
Cochlea-Implantat übernimmt die Rolle der „Schnecke“ im Innenohr
Das Implantat übernimmt sozusagen die Aufgabe der Cochlea; der „Schnecke“ im Innenohr, in der vereinfacht beschrieben, der Schall in mechanische Schwingungen umgewandelt wird und so das Hören ermöglicht. Diese Rolle übernimmt nun das Implantat. Es wandelt den Schall in elektrische Signale um, die direkt an den Hörnerv weitergeleitet werden. Die geschädigten Bereiche im Ohr können also einfach umgangen werden. Seit 1995 gibt es im Dresdner Uniklinikum das Sächsische Cochlear Implant Centrum, das sich auf den Einsatz dieser Spitzentechnologie spezialisiert hat – und 2023 die höchste Versorgungsqualität per Zertifikat bestätigt bekam. Die OP dauert übrigens anderthalb Stunden, nach vier bis sechs Tagen können die Patienten die Klinik wieder verlassen. Vier bis sechs Wochen dauert dann die „Lernphase“.
Weitere Informationen zur Hochleistungsmedizin in Sachsen
Weitere wichtige Themen mit Blick auf moderne Hochleistungsmedizin gibt es im Bereich Kliniknews-Experten im Online-Magazin Gesund in Sachsen.