Gut zehn Jahre ist dieser Anruf jetzt her. Damals hatte bei Frank-Peter Wieth das Telefon geklingelt. Er ist Ortsvorsteher im Radeberger Ortsteil Ullersdorf und was er dann hörte, konnte er zunächst gar nicht so richtig glauben. „Denn der Anruf kam von Mitstreitern des Jakobsweg-Vereins, die mir erklärt haben, dass auch Ullersdorf am sächsischen Jakobsweg liegt, der sogenannten Frankenstraße, und dass wir damit auch zu einem überregionalen Weg aus Richtung Bautzen kommend nach Dresden bis ins fränkische Hof gehören.“ Pilgern in Ullersdorf? Davon hatte Wieth bis dahin noch nichts gehört gehabt. Aber schnell machte sich der Ortsvorsteher dann gemeinsam mit anderen Ullersdorfern ans Werk und brachte die bekannten Jakobsweg-Schilder an; kleine blaue Blechtafeln mit einer nachempfundenen gelben Jakobsmuschel. Ullersdorf ist dabei Endpunkt einer knapp 30 Kilometer langen Etappe, die in Bischofswerda startet. Und von Ullersdorf aus führt der Weg dann Richtung Freital weiter. Insgesamt ist der Abschnitt zwischen Bautzen und Hof knappe 290 Kilometer lang.
Warum nicht beim Pilgern auch Waldbaden testen?
Dass dieser Pilgerweg -– wie viele andere auch – dabei stellenweise auf Wanderwegen verläuft, zeigt natürlich auch die Ähnlichkeit des Pilgerns zum Wandern. Auch beim Pilgern geht es schließlich um Bewegung an frischer Luft in der Natur. Es geht ums „Auftanken“ mit neuer Energie. Energie, für die zum Beispiel der Wald „angezapft“ wird. Wer sich hier viel Zeit nimmt, kann also auch gleich noch den Trend Waldbaden ausprobieren. Dabei geht es grob umrissen ums Reaktivieren der Sinne. Vieles ist in der Hektik des Alltags verkümmert, sagen Psychologen, die deshalb durchaus zum Waldbaden raten. Können wir zum Beispiel noch Stille „hören“ und genießen? Der Wald bietet diese Stille – oder das Rauschen der Blätter. Darauf können wir uns im Wald wieder versuchen, einzulassen. Moose und Rinden können berührt und gespürt werden; und auch das beruhigende Grün der Bäume und Gräser ist gut für die Sinne.
Pilgern kann helfen Stress und Druck abzubauen
Und das passt dann letztlich auch wieder zum Pilgern. Denn auch beim Pilgern kommt der geistige Aspekt zur Bewegung hinzu – nicht mehr ausschließlich ein geistlicher, also religiöser Aspekt. Denn längst sind Pilgertouren auch in weltliche, ganzheitliche Gesundheitskonzepte eingebunden. Zunehmend wird klar, dass ein Großteil der sogenannten Volkskrankheiten wie hoher Blutdruck, Diabetes oder auch Rückenprobleme neben der Bewegungsarmut in modernen Industriegesellschaften nicht zuletzt mit dem psychischen Druck der modernen Zeit zusammenhängen. Immer erreichbar sein müssen, immer mitreden können, nie Schwäche zeigen … Hier, beim Pilgern, kann all dieser Druck abfallen.
Und der Vorteil des sächsischen Jakobswegs ist dabei vor allem seine Nähe – und seine Flexibilität in Sachen Streckenlänge. Kurze Strecken und lange, alles ist hier möglich.
Bloß gut also, dass vor gut zehn Jahren in Ullersdorf bei Dresden das Telefon klingelte …
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