Erste Hilfe mit Helene Fischer

Warum die Angst, beim Thema Erste Hilfe etwas falsch zu machen, unbegründet ist, erklärt eine Notfallmedizinerin aus Görlitz.
Erste Hilfe: Bei der Herzdruckmassage kommt es auf den Rhythmus an. Eines der Lieder stammt von Helene Fischer. Foto: pixabay.com

Manche Statistiken bringen Themen mit wenigen Zahlen auf den Punkt: 28 Millionen Deutsche wollen sich in Sachen Erste Hilfe lieber auf Profis verlassen, als selbst zu helfen. Auch deshalb bleibt in 80 Prozent aller Notfälle die Hilfe aus, bis der Rettungsdienst eintrifft. Und das, obwohl laut Statistik jeder vierte Deutsche einmal im Leben damit rechnen muss, auf genau diese Erste Hilfe angewiesen zu sein.
Aber woher kommt diese Angst vorm Helfen? Es ist vor allem die Unsicherheit, etwas falsch machen zu können, weiß MUDr. Martina Polanska. Sie ist Notfallmedizinerin am Städtischen Klinikum Görlitz – und hat regelmäßig mit diesem Thema zu kämpfen. „Aber jede Hilfe ist besser als keine“, sagt sie.

Erste Hilfe – Unfallopfer bewegen?

Und natürlich weiß sie auch, dass es mitunter schwer ist, die richtige Entscheidung zu treffen. So heißt es ja beispielsweise immer, dass Verunfallte, die nicht ansprechbar sind, möglichst nicht bewegt werden sollten, um keine Querschnittslähmung zu riskieren. Andererseits sollen Verunfallte ja auch in die stabile Seitenlage gebracht werden. Was ist also richtig? „Prinzipiell sollten Verunfallte möglichst nicht bewegt werden, um im Falle einer Wirbelsäulenverletzung eine weitere Schädigung zu vermeiden“, so die Expertin. „Ist der Patient jedoch nicht bei Bewusstsein, dann ist er akut durch Zurückfallen der Zunge oder Einatmen von Erbrochenen bedroht!“ Deshalb sollten bewusstlose Patienten vorsichtig in die sogenannte „stabile Seitenlage“ gebracht werden. „Allerdings unbedingt so, dass der ganze Körper gleichmäßig gedreht wird, um die Wirbelsäule zu schonen.“

MUDr. Martina Polanska, Notfallmedizinerin am Städtischen Klinikum Görlitz. Foto: PR/Klinikum

Erste Hilfe: Oft ist Herzdruckmassage der wichtigste Teil

Die wichtigste Hilfe ist natürlich die Herzdruckmassage. Auch, so die Görlitzer Notfallmedizinerin, sollte nicht die Angst, sondern der Wille zum Helfen überwiegen. Um den perfekten Rhythmus zu finden, sollte man sich einfach bekannte Lieder „vorsingen“, rät MUDr. Martina Polanska. Der gängigste Hit ist dabei „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees. „Der Beat dieses Liedes entspricht in etwa dem empfohlenen Tempo von 100 bis 120 Kompressionen pro Minute für die Herzdruckmassage.“ Aber auch der Biene-Maja-Titelsong von Karel Gott hat den passenden Rhythmus – und nicht zuletzt das bekannte „Atemlos durch die Nacht“ von Helene Fischer.

Ist Mund-zu-Mund-Beatmung noch zeitgemäß?

Und wie ist es mit der Mund-zu-Mund-Beatmung? Gerade nach der Corona-Zeit hieß es ja, das sei aus Ansteckungsgründen nicht mehr zeitgemäß … „Für Ersthelfer besteht die offizielle Empfehlung, bei Bedenken hinsichtlich einer direkten Atemspende darauf zu verzichten und dafür dann eine konsequente Herzdruckmassage ohne Unterbrechung durchzuführen“, macht die Expertin deutlich. Der eintreffende Rettungsdienst wird dann mit der zusätzlichen Beatmung beginnen.

Wenn Kinder giftige Hausmittel verschlucken

Eltern haben nicht selten die Furcht, ihre Kinder könnten Medikamente oder auch giftige Haushaltsmittel schlucken. „In diesen Fällen sollte umgehend der Notruf 112 verständigt werden!“ Das gelte im Übrigen auch für Erwachsene, die eine Überdosis Medikamente in sich haben. „Das Auslösen von Erbrechen ist keine empfohlene Maßnahme, da sie weitere Komplikationen verursachen könnte“, macht MUDr. Martina Polanska klar, dass hier dringend professionelle medizinische Hilfe erforderlich ist.

Weitere wichtige Ratschläge in Sachen Erste Hilfe gibt es unter anderem im Bereich Ratgeber und Hausmittel in unserem Online-Magazin Gesund in Sachsen.