Wenn es um Krankheiten geht, spielen die Füße meist eher keine große Rolle. Völlig zu unrecht, sagt Dr. Marco Krahl – und nennt gleich einige unfassbare Zahlen. Der Chefarzt für Gefäßchirurgie am Städtischen Klinikum Görlitz weiß zum Beispiel, „dass uns unsere Füße durchschnittlich 170.000 Kilometer weit tragen“. Gut vier Mal komplett um die Erde also. Das sind gut 240 Millionen Schritte im Leben, hat der Görlitzer ausgerechnet. Rund 7.500 Schritte täglich; bei vielen sind es im Zeitalter der zu Bewegung animierenden Fitnessuhren sogar mehr. Was natürlich auch eine gewaltige Gewichtsbelastung für die Gelenke und – oft unterschätzt – auch die Gefäße ist. „Bei einem Marathonlauf beispielsweise erreicht die Belastung für beide Füße annähernd 6.000 Tonnen!“
Füße werden erst beachtet, wenn sie beim Laufen schmerzen
Eine gewaltige Leistung also, die unsere Füße bringen müssen. „Sie tragen uns unser gesamtes Leben lang – doch werden oft vernachlässigt“, sagt der Chefarzt mit Blick auf Erfahrungen aus seiner täglichen Praxis. „Erst wenn sie ihren Dienst verweigern oder das Laufen Schmerzen bereitet, stellen wir fest, wie wichtig sie für uns sind.“ Denn auf unseren Füßen lastet das gesamte Körpergewicht. „Deshalb ist es wichtig, dass sie gesund sind.“
Die Liste möglicher Erkrankungen der Füße ist lang
Und Fußkrankheiten gibt es eine Menge: Fehlstellungen, Verletzungen oder Erkrankungen wie Gelenkverschleiß infolge von Arthrose. Aber wie erwähnt, können neben den Gelenken auch Gefäßerkrankungen heftige Probleme bereiten. Die bekannteste Krankheit ist dabei der sogenannte Diabetische Fuß. Eine Folge des im Volksmund „Zucker“ genannten Diabetes mellitus. Ist der Diabetes schlecht eingestellt, also der Blutzuckerspiegel nicht im Gleichgewicht, können Nerven und Blutgefäße in den Füßen geschädigt werden. „Was Durchblutungs- und Empfindsamkeitsstörungen nach sich ziehen kann“, so Dr. Marco Krahl. Zudem ist das Immunsystem geschwächt. „Als Folge können sich selbst kleine Verletzungen oder Druckstellen zu großflächigen Wunden auswachsen, die oft erst spät bemerkt werden und sich leicht entzünden“, beschreibt der Görlitzer Experte. Und rät Diabetikern dringend, ihre Füße täglich auf Veränderungen und Verletzungen zu überprüfen.
Schaufensterkrankheit ist weitgehend unbekannt, aber gefährlich
Weniger bekannt – aber nicht minder gefährlich – ist die sogenannte „Schaufensterkrankheit“. Eigentlich: periphere arterielle Verschlusskrankheit, kurz pAVK. Eine Durchblutungsstörung der Beinschlagadern, die das Laufen zur absoluten Qual macht. Betroffene „schleppen“ sich regelrecht von Schaufenster zu Schaufenster, bleiben dort dann stehen, „meist, damit es nicht auffällt“. Das brachte der Krankheit ihren Namen ein. Im schlimmsten Fall kann es zum Absterben der betroffenen Gliedmaßen kommen. Aber Dr. Krahl kann Hoffnung machen: „Durch klinische Untersuchung, ergänzt durch Ultraschall, CT und MRT, können die Erkrankung und ihre Ausbreitung sehr gut diagnostiziert werden!“ Engstellen und Verschlüsse der Arterien können im Anschluss mit schonenden – sogenannten endovaskulären – Verfahren geweitet werden. „Wobei die erste Option meist eine Aufdehnung der Gefäße ist, durch einen Ballon oder Stents.“ Diese Eingriffe erfolgen sehr schonend über Katheter „und meist ist nur eine örtliche Betäubung notwendig“. Aber auch das Legen von Bypässen ist eine Möglichkeit.
Wichtig ist aber auch hier das rechtzeitige Erkennen. „Wir sollten also mehr auf unsere Füße achten“, macht der Görlitzer Chefarzt noch einmal deutlich.
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