Immer mehr Kinder haben Kopfschmerzen

Fast jedes zweite Kind leidet regelmäßig an Kopfschmerzen. Eine Zahl, die sich in den letzten Jahren fast verdoppelt hat. Dafür gibt es Gründe - aber auch gute Therapien, sagt die Görlitzer Chefärztin dr. Katalin Müller.
Ein kleiner Junge im roten Pullover liest ein Buch und hält sich den Kopf, weil er Kopfschmerzen hat
Kopfschmerzen bei Kindern können viele Ursachen haben. Und sollten ärztlich abgeklärt werden, raten Experten. Foto: AdobeStock

Die Zahl ist so überraschend wie erschreckend: Fast die Hälfte der Kinder und Jugendlichen leiden hierzulande an Kopfschmerzen; knapp jedes zehnte Kind hat zudem regelmäßig Migräne. Diagnosen, die in den vergangenen Jahren immer weiter zugenommen haben, weiß zum Beispiel dr. Katalin Müller. Sie ist die Chefärztin der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin am Städtischen Klinikum Görlitz. „Wir verzeichnen insgesamt eine Zunahme“, sagt sie mit Blick auf entsprechende Studien. So habe sich die Anzahl der betroffenen Kinder und Jugendlichen in den vergangenen 25 Jahren fast verdoppelt.

dr. Katalin Müller, Chefärztin der Klinik für Kinder- und
Jugendmedizin Städtisches Klinikum Görlitz. Foto: PR/Klinikum

Das sind die häufigsten Ursachen für Kopfschmerzen

Die Ursachen für die Kopfschmerzen bei Kindern sind dabei vielschichtig, macht die Görlitzer Expertin deutlich. „Es können organische Ursachen sein, wie Blutarmut, Augenerkrankungen, Bluthochdruck oder Tumoren.“ Häufige Ursachen seien jedoch nicht zuletzt auch Stress und psychische Belastungen. „Auch unzureichender Schlaf, Dehydrierung, unregelmäßige Mahlzeiten und exzessive Bildschirmnutzung“, zählt die Ärztin auf. Und blickt noch einmal auf die Coronazeit zurück: „Die Einschränkungen und Veränderungen im Alltag während der Pandemie sind zusätzliche Faktoren“, macht sie deutlich. Hinzu kommt die aktuelle politischen Weltlage, die auch an Kindern nicht spurlos vorübergeht. „Nachrichten über Krieg und Unsicherheiten können Ängste und dadurch Kopfschmerzen auslösen“, weiß sie auch aus ihrer täglichen Klinik-Praxis.

Kopfschmerzen durchs Handy?

Zu lange am Handy? Kopfschmerzen können auch durch zu viel „Bildschirmzeit“ verursacht werden. Foto: pixabay.com

„Weitere Triggerfaktoren sind der Druck in der Schule, schnelle Zugänglichkeit von Informationen durch Smartphone, PC …“ Auch lange Bildschirmzeiten können zu Kopfschmerzen führen, „da sie Augenbelastung, schlechte Körperhaltung und mangelnde körperliche Aktivität begünstigen“. Regelmäßige Pausen und ein ausgewogener Umgang mit digitalen Medien seien deshalb wichtig, unterstreicht die Görlitzerin.

Wie können Eltern Warnsignale erkennen?

Aber wie können Eltern erkennen, ob die Kopfschmerzen ihres Kindes harmlos sind oder ob ein Arztbesuch nötig ist? „Wenn die Kopfschmerzen sehr stark sind, häufig auftreten, länger als ein paar Stunden anhalten oder mit anderen Symptomen wie Fieber, Erbrechen, Sehstörungen oder Verhaltensänderungen einhergehen, muss auf jeden Fall sofort ein Arzt aufgesucht werden“, stellt dr. Müller klar. „Von chronischen Kopfschmerzen spricht man, wenn sie über sechs Monate regelmäßig auftreten – auch hier ist eine ärztliche Abklärung wichtig!“

Spezielles Therapieprogramm gegen Kopfschmerzen bei Kindern

Im Klinikum in Görlitz wird derzeit ein spezielles ambulantes Therapieprogramm für Kopfschmerzen in Zusammenarbeit mit dem Dresdner Kinderkopfschmerzprogramm aufgebaut, das voraussichtlich im Januar startet. „Das ist ein interdisziplinäres Therapieprogramm am Uniklinikum Dresden, das seit 2016 Kindern und Jugendlichen mit chronischen Kopfschmerzen hilft“, so die Görlitzerin. Es integriert verschiedene Therapieansätze und berücksichtigt biologische, psychische und soziale Faktoren – und setzt unter anderem auf Stressmanagement, Entspannungstechniken und körperliche Aktivität, auch Eltern-Workshops sind ein zentraler Bestandteil. „Die Kinder kommen für einen Zeitraum von zwei Monaten nachmittags in die Klinik und lernen, wie sie mit dem Kopfschmerz umgehen können“, so dr. Katalin Müller.

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